Weihnachtszeit in New York City
Wieder durch die Straßenschluchten wandern. Wieder die Geräuschkulisse aufnehmen. Eine alte Freundin besuchen, die ich seit vier Jahren nicht gesehen habe. New York City. Durch die Stadt laufen, die so groß ist, so viele Möglichkeiten und so viel Platz für so viele Dinge bietet. Begegnungen, Chancen, Träume, Ideen. Und gleichzeitig für viele Dinge scheinbar wenig Raum lässt. Ruhe. Entschleunigung. Besinnung. Zumindest wenn man nicht weiß, wo genau man danach suchen soll.
Eigentlich ist es verrückt, nach einer turbulenten Zeit eine Woche nach NYC zu fahren. Und das auch noch in der Weihnachtszeit. Augenscheinlich und ihrem Ruf nach würde ich Ruhe, Entspannung und Erholung dort nicht finden, aber ich sehe das anders. Für mich ist Wegfahren oder -fliegen immer Erholung. Nicht immer Ruhe und Entspannung im klassischen Sinne von Nichtstun, aber Entspannung und Erholung für den Kopf. Ich bin raus, körperlich und geistig und das ist für mich das, was wichtig ist.
Weihnachtszeit in New York City? Das kann ja nur einen Grund haben!
Am 23.11.2018 ist Black Friday – der Shopping-Feiertag schlechthin, der mittlerweile auch bei uns bekannt und beliebt ist. Er läutet in den USA den Beginn der Weihnachtsshopping-Zeit ein, er ist geradezu ein Konsumspektakel. Ich habe ihn selbst dort 2017 miterlebt und es ist wirklich verrückt. Allerdings waren wir in Florida, was dazu führte, dass mir bei 30° eine weihnachtliche Schaufensterdekoration doch irgendwie surreal vorkam. Um Will alias Hugh Grant aus „Notting Hill“ zu zitieren: „Surreal, aber schön.“
Klar ist, dass New York City in der Vorweihnachtszeit sicherlich von vielen Reisenden mit einer klaren „Christmas-Shopping“-Intention besucht wird. Auch in meinem Umfeld war dies das erste Stichwort, das fiel, als wir von unserem Dezember-Trip berichteten. „Ahh zum Christmas-Shopping!“ Subtext: Am besten nur mit leeren Koffern hinreisen, maximal gefüllt mit einer Zahnbürste und frischer Unterwäsche. Und dann los.
Das andere volle Programm
Tatsächlich plane ich meine Zeit dort nicht in erster Linie mit Shopping zu verbringen. Das habe ich auch gesagt, aber so richtig geglaubt haben mir die wenigsten. Ok, die Beweise sprechen auch gegen mich. Ich shoppe schon gern, aber es ist bei weitem nicht mehr so, dass Sale, Sonderaktionen oder Sonstiges bei mir so viel Reiz ausübt wie früher. Immer noch gern, aber weniger. Und vor allem bewusster. Funktioniert auch ziemlich gut. Also Shopping steht wirklich (wirklich!) nicht im Vordergrund.
Ich möchte die andere Seite der vorweihnachtlichen Atmosphäre genießen. Die romantische, konsumunabhängige, wenn das so möglich ist. Ich werde es ja erleben, mit der (naiven?) Vorstellung, dass das geht. Ich freue mich auf die Dekorationen in den Schaufenstern (auch wenn hier der Konsum natürlich angeheizt werden soll, aber ihr wisst schon). Auf die Lichterketten an den Häuserfassaden. Auf den riesigen Weihnachtsbaum am Rockefeller Center. Auf die Eisbahn dort, zum Schlittschuh laufen, richtig klassisch-kitschig, wie der erste Tourist (oder sind die ersten Touristen dafür immer im Central Park? Bitte Tipps gerne an mich senden!). Auf die Weihnachtsmärkte gehen, die schon seit Ende Oktober! geöffnet haben.
Ich sehe mich in eine dampfende Tasse heißer Schokolade pusten, mit Fäustlingen die mit Rentieren und Wichteln bunt verzierte Tasse haltend. Dabei besitze ich gar keine Fäustlinge! Ich finde die so massiv unpraktisch! Aber beim Tasse halten auf Weihnachtsmärkten bei eisigen Temperaturen sehen sie süß aus. Auch wenn du 30 bist. Ob die Realität dann doch eher so aussieht, dass es mit 12 ° und Regen viel zu warm ist für die 40$-Tasse Kakao sein wird – wer weiß und auch egal! Vermutlich muss ich auch für Schlittschuh laufen am Rockfeller Center einen Kredit aufnehmen – auch egal! (Übrigens: In dem Foto trägt der Junge vorne im Bild ein T-Shirt…öffnet die Eisbahn im September oder wie!?)
Vorbereitung ist alles
Vielleicht haben wir ja auch Glück und es gibt sogar eine kleine Schneesituation, die ein umfassende Winterkleidungsequipment notwendig macht. Aber bitte wirklich nur eine kleine Schneesituation. KEINEN Blizzard. Die abenteuerlustige Reisebegleitung mag das anders sehen, aber ich kann darauf verzichten. Eigentlich sollte ich zur Einstimmung noch ein paar Weihnachtsfilme gucken, die zur Weihnachtszeit in NYC spielen.
Der Klassiker ist sicher „Kevin allein in New York“. Und ich glaube, ich bin der einzige Mensch, der den noch nicht geguckt hat. Oder gibt es noch mehr da draußen? Keine Ahnung, warum, aber ich habe die Kevin-Filme nie irgendwie auf dem Schirm gehabt…Seit jeher ist zudem mein Weihnachtsfilm, der jedes Jahr geguckt werden MUSS, muss, muss ist „Schöne Bescherung“.
Egal, wie das Wetter wird, was der Kakao kostet oder wie voll es am Rockefeller Center sein wird: Ich freue mich darauf, zur Weihnachtszeit dort zu sein. Auch, wenn meine Fantasie wieder so viele Situationen bis ins kleinste Detail ausmalt: Ich freue ich mich drauf. Ganz rational gesehen. Egal, was wie eintreten wird. Hauptsache ist: Ich bin endlich wieder in New York City.
Weitere Dinge, die ich machen möchte
– Cookie Dough essen (erwähnte ich schon, dass ich ein Food-Trend-Addict bin? Nein? Ok, ich bin es zu 100 %. Croghnut ftw.)
– Das One World Observatory besuchen
– Im Chelsea Market Hummer essen (wie dekadent! Wer 40 $-Dollar für Kakao und 80 $ für Schlittschuh laufen am Rockefeller Center übrig hat, wird doch beim Hummer nicht geizig, ich bitte euch!)
– Die Chelsea Highline entlang spazieren (ha! Das kostet nämlich nichts – wieder Geld für den Kakao gespart!)
– Mehr Zeit verbringen, um Menschen zu beobachten (immer interessant!)
Habt ihr noch Tipps für NYC?
Seid ihr schon in Vorweihnachtsstimmung?
Was macht für euch die Vorweihnachtszeit aus, habt ihr besondere Rituale für die Weihnachtszeit?
Foto im Titel: Robert Jones via Pixaby
Foto im Beitrag: Katia Hashbarger via Pixaby
2 Comments
Wonderful Fifty
Liebe Vanessa, was für ein toller Beitrag und ich habe mich in vielen Punkten total wiedergefunden. „Home is where your heart is“ – das trifft es bei mir perfekt; ich fühle mich in meinem Zuhause total wohl, das ist mein perfekter Rückzugsort, wo ich alles Lästige und Unangenehme aussperren und mich so richtig fallen lassen kann. Natürlich gehören dabei auch liebe Menschen und schöne Gewohnheiten dazu. Der Ort, in dem ich bis zum meinem 15. Geburtstag gewohnt habe und wo immer noch meine Eltern wohnen, hat für mich als Heimat keine Bedeutung und ich fahre dort eigentlich auch nur hin, um meine Eltern zu besuchen. Zu dieser „Heimat“ ist jeder Bezug verlorengegangen. Aber ich habe mich schon manchmal gefragt, ob man eigentlich auch Heimweh nach einem Ort oder einem Land haben kann, in dem man selbst noch nie war, das man nur aus Beschreibungen und von Bilder kennt. So ist es mir nämlich bei meinem Aufenthalt an der Westküste von Amerika gegangen – es hat sich einfach wie Nachhausekommen angefühlt, es war für mich eine total traumhafte Zeit dort und ich hoffe sehr, dass dies nicht mein letzter Besuch war.
Hab einen friedlichen Tag und alles Liebe
Kulturblazer
Hi Gesa,
es ist interessant zu hören, dass es bei dir mit dem Ort, wo du groß geworden bist, quasi genauso ist – er sich eben nicht nach Heimat anfühlt. Der Gedanke, dass man einen Ort schon vorher so empfunden hat und dann nach, wenn man ihn besucht, es wie „nach Hause kommen“ ist, finde ich sehr spannend. Wenn ich darüber nachdenke, war es ein wenig so mit NYC, weil ich schon vorher soo viel über die Stadt gelesen hatte und die Viertel usw. alle kannte, wo was liegt, obwohl ich noch nie da war. Da kann ich nachvollziehen, dass es dich wieder an die Westküste zieht.
Liebe Grüße und frohe Ostern wünsche ich dir!