
In order to heal, you need to feel // Yoga- & Surfretreat auf Bali
2019 reiste ich das erste Mal nach Bali & Lombok. Aufgrund einer Verletzung konnte ich damals nicht alles erleben, was ich mir vorgenommen hatte. Ich wusste: Bali und ich, wir sind noch nicht fertig miteinander. Der Abschied fühlte sich unvollständig an. Was ich nicht wusste: Es würde fünf Jahre, viele Veränderungen und ein völlig neues Leben brauchen, bis ich die „Insel der Götter“ wieder betreten würde.

1. Stopp: Yoga-und Surfretreat in Uluwatu
Im Oktober 2024 habe ich ein Yoga- und Surftretreat besucht und es war eine der besten Zeiten meines Lebens, denn dort bin ich das erste Mal gesurft. Und ich erinnere mich noch genau an ein Gespräch mit einer Teilnehmerin, die mit mir dort war: „Surfen hier ist super, aber ohne Neopren ist es auch schön. „Wo warst du denn schon surfen?“, frage ich sie. „Auf Bali – da ist es so warm, da kann man sein inneres Bali-Beach-Babe beim Surfen channeln“, lachte sie. Und da wusste ich: Wenn ich nach Bali zurückkehre, dann zum Surfen und Yoga machen. Und so fand ich mich Ende August in einem schnuckeligen Surf-und Yogaretreats in Uluwatu wieder – acht Tage voller Surfen, Yoga und unvergesslicher Momente. Das Retreat war klein und familiär, mit nur acht Zimmern. Iva, unsere Retreat-Leiterin, nannte man hier liebevoll „Mama Bali“. Sie schuf einen Ort, an dem wir alle uns wohl fühlten.



Surfen
Unsere Tage begannen mit einem leckeren Frühstück, gefolgt von Surfen am Vormittag. Nachmittags oder abends gab es Yoga, abhängig von den Gezeiten. Die Surfbedingungen wurden täglich von den Lehrern gecheckt, – das Meer entschied, wir folgten und fuhren dann mit dem Shuttle zu den Stränden. Argus, mein Surflehrer, hatte eine Ruhe an sich, die fast magisch wirkte. „No stress. Surfing is life. Just flow with it,“ sagte er gern.

Surfen auf Bali ist anders als in Portugal: Das warme Wasser macht Neoprenanzüge überflüssig. Trotzdem trug ich langärmelige Surfkleidung, um mich vor der intensiven Sonne und Abschürfungen durch das Board zu schützen – und Zinkpaste auf dem ganzen Gesicht. Mein Surflehrer Argus, der seit Jahrzehnten surft, schwor darauf, und ich vertraute ihm.
Nach zwei Tagen „Wiedereingewöhnung“ auf einem Softtop-Board wechselte ich auf ein Hardtop-Board. Softtop-Surfboards haben eine Oberfläche aus Schaumstoff, die Stöße gut abfängt und somit die Verletzungsgefahr senkt. Sie sind schwerer und stabiler auf dem Wasser als Hardtops und damit gut für kleine Wellen und Anfänger geeignet. Hardtops bestehen dagegen aus hartem Material wie Glasfaser oder Epoxiharz, das einen Schaumstoffkern umschließt. Sie liegen viel leichter auf dem Wasser, was sie schneller und wendiger macht, um „Green Waves“ zu surfen – ungebrochene Wellen, die weiter draußen entstehen. Anfänger surfen zunächst mit einem Softtop im Weißwasser – also dort, wo die Wellen bereits gebrochen sind.
„Today, we’ll be doing green waves,“ sagte Argus an meinem dritten Tag und drückte mir ein Hardtop-Board in die Hand. Ich schluckte.


Green Waves, schwere Arme und latente Panik
Um grüne Wellen zu surfen, mussten wir weiter nach draußen paddeln. Durch das leichte Hardtop-Board konnte ich die Wellen nicht mehr auf dem Bauch liegend und paddelnd überwinden, weil die Welle das Board – und mich gleich mit – komplett weggerissen hätte. Stattdessen zeigte Argus mir die Turtle Roll: Dabei dreht man das Board um 180° um die Längsachse, sodass die Unterseite mit den Finnen nach oben aus dem Wasser zeigt. Unter dem Brett liegend lässt man die Welle über sich hinwegrollen.
Es klang schon in der Theorie beängstigend, aber in der Praxis brachte mich das echt an meine Grenzen. Bei einer Reihe von Wellen musste ich so oft hintereinander abtauchen, dass ich, wieder oben auf dem Brett, kaum 10 Sekunden hatte, bevor die nächste Welle kam. Irgendwann wurde ich hektisch.
Argus paddelte zu mir herüber und sagte: „It’s just water. No need to be afraid, just be respectful. And most important: Trust yourself. You can do it, otherwise you would not be here right now. Breathe. Just breathe, stay calm.“ Das war der Mut, den ich brauchte. Eigentlich wollte ich nur zurück ins Weißwasser und in meine Komfortzone. Aber ich wollte auch meine Angst überwinden und an der Herausforderung wachsen. Und wie Taylor Swift singt:
„Everything you lose is a step you take · So, make the friendship bracelets, take the moment and taste it. You’ve got no reason to be afraid.“
An diesem Tag surfte ich meine erste Green Wave – und war überglücklich. Der Moment, als ich das Board spürte, das unter mir Fahrt aufnahm, als die Welle sich aufbaut und ich aufstand – da war es wieder, das Gefühl, wieso ich Surfen so liebe. Freiheit, Kraft, Balance. Es war, als hätte das Meer mir erlaubt, ein Teil seiner Magie zu sein. Bali-Beach-Babe-Surf-Vibe inklusive. Surfen ist nicht nur ein Sport – es ist eine Begegnung mit dir selbst. Du lernst, Geduld zu haben, loszulassen und darauf zu vertrauen, dass dich die nächste Welle trägt. Es ist ein Tanz zwischen Kontrolle und Hingabe, und manchmal verlierst du dich in der „washing machine“ – wenn das Meer dich einfach mitnimmt und durchschüttelt.
Am achten Tag fühlte ich mich körperlich und mental erschöpft, aber auch glücklich. Jeder Muskel tat weh, aber mein Herz war voller Dankbarkeit. Das Surfen hatte mich so viel gelehrt – über das Meer, über die Welt und über mich selbst.


Nach dem Surfen war immer genug Zeit zum Entspannen, lesen, Musik hören, Yoga machen oder die Gegend erkunden, was wir auch oft gemacht haben – einfach einen Roller mit Fahrer per App buchen und ab geht´s! Selbst fahren hätte an (nervlichen) Selbstmord gegrenzt, aber mit einem Fahrer war es spaßig und zudem viiiel viel schneller als mit dem Auto. Der Verkehr auf Bali war schon 2019 insane und 2024 war es nicht besser.“Hati Hati“ -Level 1000 also („Hati Hati“ bedeutet auf indonesisch soviel wie: Achtung, pass auf!).
Ich habe die Zeit im Retreat neben Surfen und Yoga auch zum Lesen und Schreiben genutzt und das war einfach wunderbar. Ich habe die Gegend erkundet, wie unter anderem Dreamland Beach oder war im Yogastudio von Alchemy Yoga, in deren Kurse ich mich so verliebt habe, dass ich das Studio, dass es auch in Ubud gibt, dort jeden Tag besucht habe.
Nachmittags und abends praktizierten wir Yoga, machte Ausflüge oder nutze die Zeit zum lesen und entspannen. Besonders in Erinnerung bleibt mir der Sonnenuntergang in der Beach Bar „Single Fin“. Dort saß ich mit einem kalten Getränk in der Hand und beobachtete den Himmel, der in den schönsten Farben erstrahlte und teilte diesen Moment mit meinen liebsten Mitbewohner:innen aus dem Retreat (Grüße an Marie, David, Anja und Esmeralda 🙂 – gefolgt von Party, barfuß tanzend unter dem Sternenhimmel.





Die Sonnenuntergänge in Uluwatu zählen nicht umsonst zu den schönsten der Welt. Das liegt daran, dass Bali nahe am Äquator liegt und die Sonne in einem flachen Winkel untergeht – diese Farben, das Meer im Vordergrund, die Farbenspiele am Himmel waren einfach so wunderschön. In dem Moment war ich sehr glücklich und dankbar, dass ich das erleben durfte, denn das ist alles anderes als selbstverständlich.
2. Stopp: Eat-Pray-Love-Vibes in Ubud
Nach dem Retreat fuhr ich nach Ubud, mitten ins grüne Herz von Bali. Mein kleines Cottage lag idyllisch in den Reisfeldern, fernab vom Trubel, aber dennoch nah genug, um zu Fuß ins Zentrum zu gelangen. Ubud hat etwas Magisches an sich.


Die Farben, die Düfte, die Freundlichkeit der Menschen – alles schien hier eine andere Intensität zu haben. Mein Highlight hier: tägliches Yoga im Alchemy Yoga Center, kombiniert mit leckerem Essen in Restaurants wie Zest und The Seeds of Life. Ohnehin war das Essen eines meiner absoluten Highlights auf Bali. Es gibt so viele tolle, vegetarische und vegane Restaurants, die so so gutes Anbieten – absoluter Foodieheaven!




Mein Traum, mit dem Fahrrad durch Ubud die Reisfelder zu radeln wie Julia Roberts in „Eat Pray Love“ blieb auch genau das, ein Traum, denn ich habe nicht einen Fahrradfahrer gesehen – denn Ubud hat ruhige Seite, aber auch andere Extreme, wie den Verkehr. Der war 2019 schon heftig und 2024 noch etwas wilder. Dafür habe ich einen wunderbare Wanderung durch die Reisfelder gemacht und fand, das zählt mindestens genauso!


Ein weiterer Höhepunkt war ein balinesischer Kochkurs mit Wayan von Periuk Cooking Classes. Nach einem Besuch auf dem lokalen Markt bereiteten wir gemeinsam mit ihm und seiner Familie traditionelle Gerichte wie Gado-Gado und Sate Lilit zu. Besonders beeindruckt hat mich das Ritual der Opfergaben: Jede:r von uns stellte eine Canang Sari her – kleine Gaben, mit denen sich die Balines:innen bei den Göttern bedanken.





In order to feel, you need to heal
Neben Ausflügen zu (affenfreien) Tempeln oder dem Besuch eines Kecak Dances, eines balinesischen Feuertanzes, habe ich in Ubud vor allem viel Yoga gemacht. Das habe ich dort noch viel mehr zelebriert als in Uluwatu. Ich habe natürlich auch The Yoga Barn besucht, eines der bekanntesten Yogastudio, bin aber bei The Alchemy hängengeblieben – hier passte der etwas ruhigere Vibe der Location und die tollen Shalas mitten im Grünen besser für mich.




Die Lehrer:innen dort haben wunderbare Yogaklassen gegeben. Besonders toll fand ich die Element-Klassen, wo jede Yogastunde einem Element gewidmet war: Wasser, Feuer, Erde, Luft oder Äther. In einer Yogastunde im „Alchemy“ sagte die Lehrerin Rachel etwas, das mich tief berührte: „In order to heal, you need to feel.“ Und genau das habe ich auf Bali getan. Ich habe gefühlt – Freude, Ehrfurcht, Dankbarkeit, aber auch die kleinen und großen Ängste. Das ist ok, denn es gehört alles dazu.
Bali hat mich nicht nur körperlich, sondern vor allem emotional berührt. Es hat mich daran erinnert, dass das Leben nicht perfekt sein muss, um wunderschön zu sein. Und dass manchmal genau die Wellen, die uns Angst machen, uns am meisten wachsen lassen. Diese Reise hat mir gezeigt, wie viel Freude und Stärke darin liegen, allein unterwegs zu sein. Und dabei habe ich mich nie einsam gefühlt – eher im Gegenteil: Ich war umgeben von wunderbaren Menschen, Natur und der Magie Balis. Ob auf dem Surfbrett, in den Yogastunden oder beim Erkunden der Insel – ich habe nicht nur Bali neu entdeckt, sondern auch mich selbst. Bali und ich, das gut geworden, fünf Jahre später.
Wart ihr schonmal auf Bali oder hättet ihr Lust, dort hinzureisen?

